Krise und Boom

Das Glück ist ein Vogerl

von Thomas Philipp

Der Kampf für oder gegen Privatisierung bewegt immer wieder die Gemüter. Die ehemals in öffentlichem Eigentum stehende voestalpine AG liefert hierfür ein gutes Beispiel. Bis Mitte der 1980er-Jahre bildete das Unternehmen das Fundament der verstaatlichten Industrie. Dann schlitterte es in eine veritable Krise. Das Unglück hatte mehrere Gründe: die anhaltende Rezession aufgrund der Erdölkrisen, das Durchschlagen der internationalen Stahlkrise, die Fusionierung mit der defizitären ALPINE MONTAN AG, Fehlinvestitionen wie das Stahlwerk Bayou in den USA, Verluste durch Erdölspekulationen oder das Festhalten am Credo der Vollbeschäftigung.

    Angesichts massiver Verluste kam es zu heftigen Auseinandersetzungen über die Grenzen des staatlichen Einflusses. Das Unternehmen wurde massiv umstrukturiert, 1995 teilweise und bis 2005 vollständig privatisiert. Begleitet wurden diese Schritte von zahlreichen Protestmaßnahmen. Aus wirtschaftlicher Sicht entwickelte sich das Unternehmen positiv. Es wandelte sich innerhalb eines Jahrzehnts zu einem der profitabelsten Stahlkonzerne Europas. Wie fragil diese Situation und wie abhängig die Führung eines Unternehmens jedoch von äußeren Rahmenbedingungen ist, zeigt die Ende 2008 einsetzende weltweite Wirtschaftskrise. So wurden im April 2009 rund 60 Prozent der insgesamt 10.000 am Standort Linz beschäftigten MitarbeiterInnen bis Ende Oktober 2009 in Kurzarbeit geschickt.

    Die Privatisierungsbestrebungen der letzten Jahrzehnte beschränkten sich allerdings nicht nur auf die verstaatlichte Industrie, sondern dehnten sich auch auf andere Bereiche aus. Im Kunst- und Kulturfeld wurden beispielsweise marktwirtschaftliche Prinzipien durchgesetzt, Museen ausgegliedert und eine Ökonomisierung der Kultur hielt allerorten Einzug.